RIESENSCHOCK: Nachtragskosten-Faktor

Während unseres Termins sind immer mal wieder Punkte aufgekommen, welche im bisherigen Angebot noch nicht enthalten waren. Der ein oder andere lag uns erst mal schwer im Magen. Hilft leider alles nichts. Wir haben hier zusammengefasst, worauf wir erst mal noch nicht 100%ig vorbereitet waren:

  • Geländeanhebung und Nachverdichtung: Durch die Dekontaminierung des ehemaligen Bahngeländes wurde überall mindestens 40 cm alter Boden abgetragen. Leider wurde das Gelände nicht aufgefüllt. Begründung seitens der Gemeinde war, dass man noch nicht wissen könne, ob der eine oder andere Anwohner mit oder ohne Keller bauen wird. Verständlich ist, dass es wenig Sinn macht, erst mal das Loch wieder aufzufüllen und dann wieder aufbuddelt, wenn man mit Keller baut. Uns war schon öfter aufgefallen, dass Bauherren gar nicht wissen, wohin mit dem Erdaushub, diesen während der Bauzeit auf dem Grundstück liegen lassen und später dann noch Geld dafür bezahlen, damit dieser abgeholt wird. Wir dachten ja, dass wir mit dem fehlenden Boden noch Geld sparen können, da wir keine oder weniger Kosten für die Gründungsarbeiten haben. Unsere Architektin hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir im Abhängigkeit mit dem Schachtanschluss, welcher schon von der Gemeinde auf das Grundstück gesetzt wurde, die Höhe von unseren Leitungsanschlüssen zum Haus planen müssen. Logisch, dass Abwasser vom Haus muss mit Gefälle zum Schacht hin fließen. Dazu kommt, dass man das Haus mit dem Fertigfußboden höher als das vorhandene Straßenniveau planen sollte. Klar, wer will schon bei starkem Regen (im schlimmsten Fall Hochwasser), dass einem die Bude voll läuft. Bei der Planung der Höhenlage des Hauses kam leider ein für uns doch ehr ungünstiges Ergebnis raus. Wir müssen anfüllen. Und dass nicht zu knapp. Mindestanforderung wäre es das Haus, sowie die Garage und 2 Meter umlaufend um ca. 70 cm anzuheben und den Boden zu verdichten. Das Angebot der Architektin pro 10 cm anheben und verdichten auf einer Fläche von ca. 315 qm lag bei deutlich über tausend (1000!) €. Das ganze mit Faktor 7. Dabei fehlt dann noch der Rest des Grundstückes. Uns fiel das Herz noch tiefer in die Hose, als uns die Architektin erklärte, dass man das Grundstück nicht einfach so komplett auf Straßenniveau anheben könne. Man muss auch auf die Nachbarn achten und darf notgedrungen eine Abfangungsmaßnahme (z.B. eine kleine Winkelstützwand) zum Nachbarn hin mit bezahlen. Hier haben wir erst mal die Notbremse gezogen. Wir hatten zwar mit einer gewissen Summer für grundstücksspezifische Arbeiten gerechnet. Aber das war uns erst mal doch ziemlich viel. Wir baten die Architektin um ein Nachtragsangebot. Hofften aber schon insgeheim, dass uns noch eine Alternative einfällt oder wir ein hoffentlich viel viel besseres Gegenangebot von einer anderen Stelle erhalten.
  • Garage: Bisher hatten wir im Bauvertrag eine dreiteilige Beton-Fertiggarage mit einem elektischen Sektionaltor. Alternativ wurde uns seitens der Architektin eine gemauerte Garage angeboten. Diese sollte preislich allerdings noch mehr kosten, als die Fertigbeton-Variante. Genaue Zahlen sollten im Nachtragsangebot folgen.
  • Türen: Die bisher noch nicht im Angebot enthaltene Doppeltür zwischen Diele und Wohnzimmer wollten wir gerne noch ergänzt haben. Dass die Doppeltür mit Glaselement noch mehr kostet, war dann auch kein großer Schock mehr. Allerdings waren wir damit schon ziemlich tief im Bereich der Bemusterung. Und wo wir schon beim Thema Bemusterung waren, haben wir uns schon mal vom Standard abweichende Innentüren angeschaut. Zusätzlich gab es schon ein paar Zahlen, Daten und Fakten, sowie die ersten Kataloge für Innen- und Außentüren. Ein weiterer Kostenfaktor ist die Zargenhinterlüftung, welche wir für die Schlafzimmer im Obergeschoss wählen möchten, damit wir trotz kontrollierter Wohnraumbelüftung auf die 1cm großen Türspalten am untere Türende verzichten können.
  • Heizkreisverteiler : Ein weiterer Bemusterungsaspekt ist die Unterputz-Variante des Heizkreisverteilers im Erdgeschoss. Dieser soll unter die Treppe und in der Wand verbaut werden. Die dafür vorgesehene Wand ist dick genug, um die Ausführung unterputz auch umzusetzen. An dieser Stelle bangt es uns schon fast vor dem Bemusterungstermin. Hoffentlich bleiben noch genug Sachen, die uns aus dem Standard Sortiment gefallen. Einen gewissen Bemusterungs-Puffer haben wir in der Finanzierung berücksichtigt. Hoffentlich reicht der…
  • zweiter Rettungsweg: Da bei uns alle Fenster mit elektrischen Rollläden ausgestattet werden sollen, ist nach Niedersächsischer Landesbauverordnung Pflicht, einen zweiten Rettungsweg (erster Rettungsweg ist im Erdgeschoss die Hauseingangstür) mit einer Handkurbel auszustatten. Falls der erste Rettungsweg versperrt ist und der Strom ausfällt, soll man einen Rolladen mit der Handkurbel öffnen können. Das entsprechende Fenster muss mindestens 1,20 Meter breit sein. Erste Erleichterung: Fenster mit 1,20 Meter breite sind im Standard inbegriffen. Puh… dieses mal keine Mehrkosten. Aber: diese Handkurbel kostet extra und man muss sich entscheiden, welches Fenster soll denn nun eine optisch ansprechende Handkurbel neben sich baumeln haben?

Zusammengefasst haben wir so die letzten Stunden von fünfeinhalb mit der Architektin verbracht. Natürlich haben wir in der Zeit auch an unserem Grundriss gearbeitet und hier und da noch ein paar Wände verschoben und den Schornstein für den Kamin aus dem First geholt (um keine weitere Zusatzkosten zu verursachen). Die Waterkotte (Luft-Wärme-Pumpe) hat Ihren Platz vor und im Haus erhalten und im Obergeschoss haben wir zwei Schrank-Nischen in den Kinderzimmern eingeplant. Ansonsten fanden wir, dass wir mit unserer eigenen Planung doch recht gut vorgearbeitet hatten.

So langsam war nun die Luft raus. Die Konzentration schwand nur so dahin. Dafür wurden wir mit einer wunderschönen 3D Animation belohnt. Die Architektin hat uns eine sehr hübsche 360 Grad Ansicht von unserem geplanten Traumhaus präsentiert. Offen blieb uns dabei noch die Frage, ob wir die Fenster mit Sprossen oben oder ganz ohne wählen wollen. Für diese Entscheidung fehlte uns dann doch die nötige Diskussionsenergie.

Zufrieden mit der erbrachten Planungsleistung, sowie einem Berg an Hausaufgaben sind wir dann dennoch glücklich und erschöpft nach Hause gefahren.